Mit seiner SoundLink-Serie hat sich Bose in der Welt der Bluetooth-Speaker bereits einen Namen gemacht. Nun hat der Hersteller mit dem SoundLink Mini einen kleinen Ableger des größeren SoundLink Lautsprechers vorgestellt. Mit einem Preis von rund 160 Euro konkurriert er mit anderen Spitzengeräten, wie dem Envaya Mini, dem JBL Charge 2 und dem Sony SRS-X3. Ob er es mit diesen Bluetooth-Boxen aufnehmen kann und ob hinter dem schicken Äußeren auch ordentlicher Klang steckt, wollte ich genauer wissen. So habe ich mir die Mini-Box direkt nach Hause bestellt und über mehrere Tage hinweg getestet.

Ersteindruck

Ich habe in den letzten Monaten bereits zahlreiche Lautsprecher getestet, doch kaum einer fühlt sich so hochwertig wie der SoundLink Mini an. Das liegt zum einen am robusten Aluminium-Gehäuse, das wie aus einem Guss wirkt. Aber auch am recht schweren Gewicht von rund 650 Gramm. Gut gefallen mir die gummierten Tasten an der Oberseite, so kann ich auch mal mit nassen Händen die Lautstärke einstellen, ohne Angst haben zu müssen, dass Wasser ins Innere eindringt. Die mittleren zwei Lautstärketasten sind leicht angehoben, so kann man auch in dunkleren Umgebungen die Tasten erfühlen.

Insgesamt ist der SoundLink Mini einer der stylischsten Lautsprecher am Markt. Er könnte mit der silbern-schwarzen Optik direkt aus dem Hause Apple stammen, neben meinem Macbook macht er jedenfalls einen sehr guten Eindruck. Da ich einen Bluetooth Lautsprecher auch gerne mal nach draußen mitnehme, sei es zum Sport oder an den See, habe ich mir eine Hülle dazu gegönnt (wurde leider in der falschen Farbe geliefert). Damit wirkt der SoundLink Mini zwar nicht mehr ganz so anmutend, allerdings sind alle Kanten geschützt und ich vermute, dass die Box damit sogar kleinere Stürze ohne große Schäden überstehen würde.

Im Gegensatz zu manch anderem Lautsprecher wie z.B. dem UE Boom von Logitech oder dem JBL Flip steht der SoundLink Mini mit seinem großen, gummierten Standfuß auf so ziemlich jedem Untergrund stabil. Egal ob auf einer Parkbank, dem Bett oder im Gras – die Box kann praktisch nicht umfallen. Mit den kleinen Maßen passt sie sogar in größere Hosentaschen.

Sehr gut gefällt mir die mitgelieferte Ladeschale. So muss ich nicht erst minutenlang das Ladekabel suchen oder ständig ans Aufladen denken. Stattdessen stelle ich die Ladeschale einfach auf meine Kommode und setze den SoundLink Mini hinein, wenn ich ihn einmal nicht brauche. Bei der nächsten Anwendung ist er dann geladen. Alternativ liegt noch ein Netzteil bei und man kann den Lautsprecher wie gewohnt über die Steckdose laden.

Klangqualität

Am brennendsten hat mich natürlich die Klangqualität interessiert. Hatte ich bereits die großen SoundLinks ausgetestet, war ich umso gespannter, wie wohl der kleine Bruder klingen würde.

Beim ersten Probehören kommt Freude auf. Der kleine Speaker entwickelt eine Kraft und Dynamik, wie ich sie ihm nicht zugetraut hätte. Vor allem im unteren Frequenzbereich zeigt der SoundLink Mini was er kann. Die Basswiedergabe ist wirklich enorm. Nur wenige Bluetooth Lautsprecher in dieser Größenordnung schaffen es, solch voluminösen Klang zu entwickeln. Egal, was man dem kleinen Speaker füttert, Jazz, Hip-Hop oder Soul, es macht Spaß der eigenen Lieblingsmusik zu lauschen. Vor allem ist es erstaunlich, wie tief hinab die Box spielt, nach eigenen Messungen schaufelt der SoundLink Mini Bässe bis 50 Hz hinab. Erst dann verblassen die tiefen Töne. Deep-House oder Hip-Hop Musik schafft damit richtig Laune.

Nach einigen Tagen intensiven Probehörens verblasst die Anfangseuphorie dann ein wenig. So druckvoll und voluminös die Bässe sind, sie können bei ungünstiger Aufstellung im Raum leicht Überhand gewinnen. Stelle ich den SoundLink Mini etwa nahe an eine Wand oder in eine Fensternische, so beginnen die Bässe unschön zu dröhnen. Auch in kleineren Räumen kann der Bass schnell aufgebläht wirken. Hier bin ich gezwungen, mein Smartphone in die Hand zu nehmen und den Bass über den Equalizer, etwa mit der Einstellung „Sprache“ oder „weniger Bässe“ herunterzuregeln. Von einem Bluetooth Lautsprecher wünsche ich mir allerdings, dass er ab Werk richtig abgestimmt ist und ich keine bzw. nur minimale Anpassungen vornehmen muss. Die dezentere, aber natürliche Basswiedergabe bei den Konkurrenten Envaya Mini oder JBL Charge 2 gefällt mir hier deutlich besser.

Insbesondere bei leisen Lautstärken hat man das Gefühl, der SoundLink Mini wolle auf Teufel komm raus den kräftigsten Bass hervorzaubern, was dann letztendlich aber wieder zu viel des Guten ist und übertrieben wirkt. Zwar ist das ist immer noch besser, wie wenn ein Lautsprecher bei geringen Lautstärken nur noch vor sich in flüstert, doch auf Dauer wird das Musikhören hierdurch anstrengend. Beim Lied „Animals“ von Martin Garrix werden die Bässe einfach zu stark gepusht und das Lied dadurch ungenießbar.

Für Jazzliebhaber oder Klassikfans wird einer der größten Kritikpunkte sein, dass die Mitten durch den voluminösen Bass teilweise übertönt werden, so sind Stimmen und Sprache im mittleren Frequenzbereich deutlich leiser zu hören wie bei anderen Modellen. Bose Lautsprecher sind dafür bekannt, nicht zu den klarsten zu gehören, so ist auch der SoundLink Mini keine Ausnahme. Hört man den SoundLink Mini im direkten Vergleich zum JBL Charge 2, wirken die Höhen fast schon ein wenig dumpf.

Punkten kann der Speaker wiederum mit einer soliden Musikwiedergabe bis in die oberen Lautstärken. Erst ab ca. 80% der maximalen Lautstärke beginnen die Bässe leicht zu übersteuern, es ist allerdings noch im Rahmen. Von Verzerrungen oder Kratzen ist keine Spur. Man kann also problemlos auch bei höheren Lautstärken einen Raum beschallen. Die maximale Lautstärke ist gut, wird allerdings vom JBL Charge 2 noch übertroffen.

Der Bose gehört zweifellos zu den besten Blueototh Lautsprechern am Markt. Es ist schon enorm, welche Wucht dieser kleine Speaker zu erzeugen vermag. Die voluminöse Basswiedergabe mag beim ersten Hören beeindrucken und so manchen Hörer zum Kauf veranlassen. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass Bass nicht alles ist, besonders wenn die tiefen Töne bei ungünstiger Aufstellung oder kleinen Räumen zu dröhnen beginnen. Besonders bei leisen Pegeln hätte ich mir gewünscht, dass Bose hier die Bässe ein wenig reduziert und das Ganze etwas Hi-Fi-tauglicher macht. Klanglich würde ich hier den Denon Envaya Mini oder den JBL Charge 2 bevorzugen.

Pairing

Nur wenige Bluetooth Lautsprecher verbinden sich so schnell und zuverlässig wie der SoundLink Mini. Zum erstmaligen Pairen muss die Bluetooth-Taste am Speaker kurz gedrückt werden, bis die LED blau leuchtet, dann wird der SoundLink problemlos vom Smartphone gefunden, so dass eine Verbindung hergestellt werden kann. Ein kurzer Piepston bestätigt die erfolgreiche Verbindung. Gut finde ich, dass der Signalton dabei angenehm leise und dezent gehalten ist. Auf unnötiges Gequassel oder störende Sprachansagen wie etwa bei den Jawbone Lautsprechern wird verzichtet. Die Bluetooth-Verbindung muss nicht jedes Mal aufs Neue aufgebaut werden, sie wird, einmal eingerichtet, selbsttätig vom Speaker wieder hergestellt.

Allerdings hätte ich mir noch einige zusätzliche Features gewünscht. So finde ich es schade, dass man mehrere SoundLink Minis nicht zu einem Stereo-System zusammen schließen kann. Das bieten mittlerweile selbst deutlich günstigere Lautsprecher. Auch eine Multipairing-Funktion wäre praktisch gewesen, sodass man mehrere Quellgeräte gleichzeitig mit dem Bluetooth Lautsprecher verbinden kann. So muss ich nicht immer erst mein iPhone abkoppeln, bevor ich mein Laptop mit dem Lautsprecher verbinden kann. Bose scheint sich hier auf das absolute Minimum an Funktionen konzentriert zu haben, ganz nach dem Motto „Ein Lautsprecher ist zum Musik hören gemacht“.

Bedienung

Ich finde es immer löblich, wenn Hersteller sich auf das Wesentliche konzentrieren, anstatt mit übertriebener Featuritis den Kunden überzeugen zu wollen (man denke an die verwirrende Oberfläche des Creative Soundblaster Roar). So sieht Bose das anscheinend auch und beschränkt sich bei den Tasten an der Oberfläche auf das Nötigste: Ein/Ausschalten, stumm schalten, leiser/lauter, Pairing aktivieren und die AUX-Taste für das Verbinden mit einem Audio-Kabel. So wünsche ich mir das. Auf zusätzliche Tasten wie „Vor/Zurück“ oder „Play/Pause“ für das Steuern der Musikwiedergabe verzichte ich gerne. Dafür habe ich schließlich mein Smartphone.

Für eine leichte Bedienoberfläche sind direkt oberhalb der Tasten kleine LED-Leuchten angebracht. Beim Einschalten des Lautsprechers blinkt so kurz die Batterieleuchte auf, um den derzeitigen Batteriestatus in den Farben rot, orange und grün anzuzeigen, genau wie beim großen Bruder SoundLink III. Ist die Bluetooth-Verbindung erfolgreich hergestellt, blinkt ein blaues Lämpchen oberhalb der Bluetooth Taste für einige Sekunden auf.

Ein wenig enttäuscht war ich herauszufinden, dass die Lautstärke nicht mit dem Musikzuspieler synchronisiert wird. Es kann also vorkommen, dass der Lautsprecher nur sehr leise tönt obwohl ich die Lautstärke auf meinem Smartphone voll aufgedreht habe. Hier bin ich genötigt mich zum Lautsprecher hin durch den Raum zu laufen und die Lautstärke am Speaker selbst hochzudrehen. Das muss im heutigen Zeitalter wirklich nicht sein. Selbst deutlich preiswertere Bluetooth-Boxen bekommen das mittlerweile hin. Warum sich Bose hier stur stellt, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.

Auch ein wenig eigensinnig zeigt sich Bose beim Funktionsumfang. Wer sich eine Freisprecheinrichtung oder eine Ladefunktion über eine dedizierte USB-Buchse erhofft, muss anderswo nachsehen. Auch NFC oder apt-X kommen nicht zum Einsatz. Ich finde es schon ein wenig schade, dass Bose die aktuellen technischen Möglichkeiten nicht ausschöpft. Der Denon Envaya Mini hat hier bereits deutlich mehr zu bieten.

Auf der rechten Seite finden sich die zwei Anschlüsse zum Laden und für den AUX-Eingang.

Reichweite/Akku

So mancher Bluetooth-Lautsprecher hatte in meinen Tests einen guten Gesamteindruck hinterlassen, bis es zum Thema Akkulaufzeit kam. Teilweise war der Akku innerhalb weniger Stunden völlig aufgebraucht oder der Box ging bei voller Lautstärke in nur wenigen Minuten die Puste aus. Ich war also gespannt zu erfahren, wie es um die Akkulaufzeit des SoundLink Mini steht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Bei leiser Zimmerlautstärke (ca. 1/3 der Maximallautstärke) hielt der Akku ganze 7 Stunden. Nach 6 Stunden begann die Power-Leuchte rot zu blinken, eine gute Stunde später schaltete sich das Gerät dann ab. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz ein guter Wert. Der Denon Envaya Mini hielt im Test ca. 6 Stunden durch, beim JBL Charge 2 waren es sogar 9 Stunden. Für den alltäglichen Einsatz sollten die sieben Stunden völlig ausreichen, danach legt man den Mini einfach wieder in die Ladeschale.

Für den Test der Spielzeit bei maximaler Lautstärke habe ich den Mini mit nach draußen zum Sport genommen. Hier war nach guten 3 Stunden Schluss. Das ist nicht sensationell, aber durchaus in Ordnung. Vor allem sollte man bedenken, dass man die Box nur selten bis ans Limit aufdrehen wird. Bei kleinen Veranstaltungen oder dem Grillen im Garten reicht meiner Erfahrung nach 30% der Lautstärke. Für größere Events braucht man ohnehin eine Kompaktanlage oder größere Standlautsprecher.

Bei der Reichweite kann ich ebenfalls nichts bemängeln. Auf freier Strecke brach die Verbindung erst nach 30 Metern ab. Das sollte für die meisten Einsatzzwecke völlig ausreichen. Selbst wenn eine dicke Steinwand dazwischen lag, blieb die Verbindung nach einigen kurzen Verbindungsabbrüchen bestehen.

Fazit & Empfehlung

Der SoundLink Mini macht vieles richtig. Ein ansprechendes, edles Design mit einer hervorragenden Verarbeitung, eine intuitive und simplistische Bedienoberfläche sowie eine gute Akkulaufzeit von ca. 7 Stunden. Auch die Maße stimmen und man kann die Box mal eben in den Rucksack oder die Sporttasche schmeißen ohne viel Platz einzubüßen. Für den hartgesottenen Einsatz unter freiem Himmel sind spezielle (teure) Hüllen vom Hersteller erhältlich, so lässt sich der Speaker auch farblich etwas aupeppen.

Klanglich kann der Mini mit einer beeindruckenden Basswiedergabe aufwarten, die allerdings seine Tücken mit sich bringt. Bei kleinen Räumen oder ungünstiger Positionierung beginnen die Bässe zu dröhnen und machen den Klang so ungenießbar. Dreht man die Lautstärke nach oben oder begibt sich ins Freie bzw. größere Räumlichkeiten, so relativiert sich dieser Effekt. Doch für Nutzer, die den Lautsprecher häufig und gerne für leise Hintergrundberieslung nutzen wollen, ist der Mini nur bedingt zu empfehlen. Besonders wenn das bevorzugte Musik-Genre Deep-House oder Rap heißt.

Generell hätte ich mir eine zurückhaltendere Basswiedergabe, ausgeprägtere Mitten und auch eine feinere Höhenzeichung gewünscht. Das können andere Lautsprecher wie der Envaya Mini oder JBL Charge 2 besser. Der SoundLink Mini klingt in keinster Weise schlecht, doch Hi-Fi-Freunde werden nicht auf ihre Kosten kommen und sollten sich anderswo umsehen. Schade ist das Fehlen einiger praktische Features, wie Stereo-Pairing, Multipairing, Freisprechmöglichkeit, aptX und vor allem synchronisierte Lautstärke. Hier scheint Bose etwas hinterher zu sein.